Inzwischen war ich acht Tage auf Tour im Großvenedigergebiet (Osttirol) und konnte meine ersten Eindrücke durch Erfahrungen „im Feld“ ergänzen.Aufgrund dieses Outdoortests muss ich den Titel des vorherigen Posts wohl eher in „Garmin Oregon – Licht UND Schatten?“ ändern.
Auch wenn im Folgenden eine Menge Kritik zu lesen sein wird, will ich vorrausschicken, dass mir der Oregon nach wie vor sehr gut gefällt und ich weiter sehr gern mit dem Gerät arbeiten werde.
Zuerst einmal die wichtigste Frage. Wie lange halten die Batterien? Garmin verspricht hier „bis zu“ 16 Stunden. Das ist, genauso wie beim Colorado, völlig übertrieben. Schon aufgrund der Notwendigkeit, ständig die Hintergrundbeleuchtung zu nutzen sinkt die Batterielaufzeit drastisch. Mit guten Alkaline Batterien kommt das Gerät im üblichen Outdooreinsatz auf ca. 8-9 Stunden. Mit Lithium Batterien (Batterien, nicht Akkus!) schafft man dann die versprochenen 16h. NiMh Akkus habe ich noch nicht getestet da ich die in den Bergen eh nicht aufladen könnte. Somit bleibt für den Einsatz auf Rucksacktour nur die Wahl zwischen der Qual mit dem halben Rucksack voller Batterien oder der teuren Variante mit den Lithium Batterien (diese sind erfreulicherweise auch deutlich leichter als Alkaline Batterien und Akkus). Natürlich kann man das Gerät auch nur bei Bedarf einschalten um Strom zu sparen. Aber ich zeichne nunmal gern meine Touren auf und stelle die Daten dann für andere zum Download bereit.
Positiv ist der sehr gut bedienbare Touchscreen. Dieser spricht ausgezeichnet auf Eingaben an und die Menüanimation sowie das frei konfigurierbare Hauptmenü machen richtig Spaß. Die Kartendarstellung, mit der Schummerung, ist durchaus gelungen. Aber genau hier ist auch einer der größten Schwachpunkt des Oregon zu finden. Schon beim Colorado war das Display wesentlich kontrastärmer als bei allen Vorgängermodellen. Beim Oregon hat sich dieser Negativtrend noch verstärkt. Gerade in den Bergen, mit starker Sonneneinstrahlung usw., ist es ohne Hintergrundbeleuchtung (und selbst dann) mitunter nahezu unmöglich Details zu erkennen. Jeder Versuch meinem Tourenpartner Ralf etwas auf dem GPS zu zeigen scheiterte mit der Aussage „Lass mal sein, ich kann da gar nichts erkennen.“. Da ich deutlich mehr Erfahrung im Umgang mit GPS hatte, konnte ich mir das meiste „zusammenreimen“ der Laie wird hier mitunter echte Probleme haben. Eine Möglichkeit die Kartendarstellung zu verbessern ist die Deaktivierung der Schummerung. Hierzu unter: „Einstellungen -> Karte -> Erweiterte Karteneinst. -> Shaded Relief -> Do not Show „ einstellen. Ja, sie haben richtig gelesen! Große Teile der Texte und Menüs tauchen immer wieder in Englisch auf.Garmin hatte es offenbar nicht geschafft hier alles zu übersetzen. Und wenn sie sich fragen sollten, was z.B. „Töne -> auf“ bedeuten soll, dann kann ich ihnen verraten damit ist „an“ gemeint. Statt „an“ steht immer wieder „auf“ im Display.
Karte mit Schummerung | Karte ohne Schummerung | Teilweise englische Menüs |
(zwar graphisch recht ansprechend aber sehr dunkel) | (etwas einfacher in der Optik aber dafür deutlich heller) |
Einen Schritt nach vorn hat Garmin mit dem Trackmanager gemacht. Teile des und auch der gesamte Active Log lassen sich nun, ohne Verluste an Punkten (wie es bei den älteren Geräten der Fall war) manuell speichern, Auch die Farben für die Tracks lassen sich ändern und endlich auch gespeicherte Tracks auf der Karte anzeigen. Leider ist aber nach wie vor keine Ablage auf Speicherkarte möglich (wie bei den anderen Geräten mit Speicherkarte bei denen automatisch eine Datei mit den Daten des Tages erstellt wird).
Noch nicht getestet habe ich die Tauglichkeit für das Geocaching. Aber auch der Oregon unterstützt das „Paperless Caching“. Schon beim Colorado waren die erweiterten Funktionen fürdas Geocaching ein echter Genuß. Da der Oregon diese auch bietet, kann man sich schon auf die nächste Schatzsuche freuen.
Sehr positiv fällt auf, dass der Oregon mit großen Speicherkarten und Kartendateien besser zurecht kommt als der Colorado und alle anderen Vorgänger. Ich habe z.B. die gesamte City Navigator EuropeNT 2008 und die ganze Topo Deutschland V2 auf eine 4Gb Speicherkarte geladen. Der Oregon startet dennoch schneller und problemloser als der Colorado, der sich mit dieser großen Kartendatei oft aufgeräufelt hat. So habe ich immer meinen „Grundstock“ an Karten dabei und lade die jeweils für den Bedarf der Tour zusätzlich nötigen Karten in den internen Speicher.
Die Funktion der Profile, die seit dem Colorado verfügbar ist, ist beim Oregon nochmals verbessert worden. Alle Einstellungen (bis auf die im Menü „System“ )werden ausschliesslich für das jeweils gewählte Profil gespeichert. So ist es möglich für jeden Anwendungsbereich das passende Profil (inklusive der Auswahl der zu verwendenden Karten etc., etc.) zu erstellen und mit wenigen Fingertipps umzuschalten.
Aber nach wie vor kann ich nicht begreifen, warum Garmin die Zahl der verfügbaren Datenfelder in der Kartenansicht auf zwei reduziert hat. Eigentlich unlogisch. Größeres Display aber weniger Datenfelder!? Ebenso unverständlich ist die neue Funktion um den Trip Computer zurückzusetzen. Es ist nicht möglich die Werte zu wählen, die genullt werden sollen. Es werden also immer alle Mittelwerte, Zeiten und Strecken gelöscht. Der Streckenzähler allerdings nicht. Somit ist es nicht mehr möglich, die Tagesstrecke und die Gesamtstrecke für eine Tour separat zu messen. Es sei denn, man notiert sich vorher den Zählerstand und rechnet dann selbst.
Schon beim Colorado fiel mir etwas auf, was ich persönlich vorher noch nie bei Garmin Geräten erlebt habe, Systemabstürze und Systemfreeze. Vorher nie gekannt (und ich habe eine ganze Reihe von Garmin Geräten getestet) und nun fast schon regelmäßig. Auch beim Oregon ist dies der Fall. Bis eben habe ich beim Oregon noch nichts dergleichen erlebt. Aber gerade versuche ich mit dem Höhenprofil einer Route im Gerät zu arbeiten und schon kann ich ganz spontan einen Crash und dann einen kompletten Freeze „provozieren“. Da hilft nur noch das entfernen der Batterien.
Soweit, so gut. Zumindest für Heute.
Mir bleibt nur die Hoffnung und das Vertrauen, dass Garmin durch Frimwareupdates die Fehler behebt. Schon beim Colorado und bei allen Vorgängergeräten war dies ja der Fall. Gerade die rege Softwareentwicklung bei Garmin und die Produktpfleg sind ja ein absolutes Pro Argument.
Allerdings bleibt beim Oregon, wie auch schon beim Colorado, der bittere Beigeschmack, dass man den Eindruck hat, der Kunde ist der Betatester. Allerdings ist es hier so, dass der Tester teuer zahlt und nicht, wie sonst, bezahlt wird. Sowohl Oregon als auch Colorado erscheinen, zum Zeitpunkt ihrer Markteinführung, als „mit heißer Nadel gestrickt“. Bei beiden fällt unausgereifte Firmware mit z.T. erheblichen Bugs auf. Auch wenn Garmin hier im Laufe der Zeit nachbessert (auch für den Oregon erschien gerade ein neues Update) so ist dies nicht gerade erfreulich ja geradezu ärgerlich.
Dennoch. Der erste Eindruck bleibt. Ein interessantes Gerät mit einem innovativen Bedienkonzept und vielen Möglichkeiten.
p.S.: Ach ja. Noch etwas ganz praktisches zum Schluß. Der Karabinerhaken, der schon seit dem Colorado dem Gerät beiliegt, ist leider falsch herum konzipiert. Wenn man das Gerät am Rucksack oder Gürtel aufgehängt hat, und auf das Display schauen will, muss man das Gerät erst umständlich drehen. Sonst steht alles auf dem Kopf. Eigentlich schade. Denn der Karabiner an sich ist eine tolle Idee.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.