Magellan Triton 2000
Kein „Bergfreund“. Aber ein GPS für „Männer“.
Als „eingefleischter“ aber nicht darauf fixierter Garmin User wollte ich schon immer einmal ein Gerät aus dem Hause Magellan testen.
Bisher sprach aber das eingeschränkte Angebot an Karten für Magellan Geräte und die Tatsache, dass ich sehr günstig die Garmin´s beziehen konnte dagegen.
Nun erhielt ich das Angebot, aus dem GPS Shop von Dantotec, das neueste Flaggschiff der Outdoorserie von Magellan, den Triton 2000, zu testen.
Nachdem ich mich im Web erst mal mit den Eckdaten und Features des Geräts vertraut gemacht hatte, konnte ich es kaum erwarten die Wunderwaffe in Händen zu halten. Und dann kam das Paket endlich. Also auspacken und…. Erster Eindruck: Wow, was für ein Bolide! Der Triton versucht nicht mit edlem Design und grazilem Äußeren zu punkten. Vielmehr scheint man bei Magellan auf die Vermittlung des Eindrucks von Robustheit und Stabilität zu setzen. Kriterien, die für ein Outdoorgps ja durchaus von hoher Wichtigkeit sind. Allerdings macht sich das auch in Größe und Gewicht bemerkbar. Der Triton bringt (mit Batterien), selbst gemessene, 240g auf die Waage. Der Oregon 300 hingegen nur 180g. Und auch das Format ist beachtlich. 15 x 7 x 3 cm groß ist der Triton. Demgegenüber der Oregon nur 11 x 6 x 3,5 cm. Die Displays: Triton 5,1 x 4,2 cm und der Oregon 4 x 6,5 cm.
Größenvergleich zwischen Garmin Oregon und Magellan Triton 2000 |
Nach einigen Tests in Berlin entschloss ich mich dann ausschließlich den Triton 2000 mit auf meine Dolomitentour zu nehmen. Batterien für ein zweites Gerät wollte ich nicht auch noch mitschleppen müssen. Immerhin ist der Triton (ebenso wie der Oregon) mit einer angenommenen Batterielaufzeit von ca. 8h kein Marathonläufer. Einiges an Einarbeitung war auch nötig um mich mit der Software und Menüführung des Triton vertraut zu machen. Die gerade mal 34 Seiten der Bedienungsanleitung waren dabei eine eher geringe Hilfe. Vor allem wenn man berücksichtigt, mit wie vielen Funktionen der Triton aufwartet. Auch wenn die Bedienungsanleitung des Oregon nicht gerade das Gelbe vom Ei ist, so hat Garmin hier mit 48 Seiten einiges mehr beigelegt. Ohne die Hilfe aus dem Magellanboard wäre ich hier völlig aufgeschmissen gewesen. Dort konnte ich auf praktisch alle Fragen eine Antwort finden und mich intensiv auf den Test vorbereiten. Allerdings ist dieses Board eine rein private Initiative und nicht von Magellan betrieben. Umso dankbarer bin ich für die Unterstützung 🙂
Mein Problem mit dem geringen Angebot an Karten für Magellan ist inzwischen etwas entschärft. Magellan hat hier einiges nachgelegt und es ist nun auch möglich selbst Karten für das Gerät zu erstellen. Auch freie Karten sind im Internet verfügbar. So konnte ich glücklicherweise sogar eine kostenlose Karte der Dolomiten finden und die ins Gerät laden.
Der Umgang mit der Magellan Tourenplanungs- und Datenübertragungssoftware „Vantage Point“ (VP) musste auch erst mal geübt werden. Leider hält Magellan seine rigorose Politik aufrecht, niemandem anders als Magellan den Datenaustausch mit den Geräten zu gestatten. So mussten meine Tourendaten die ich mit Touratech Quo Vadis (TTQV) erstellt hatte, erst aus diesem exportiert und dann in VP importiert werden, um sie ins Gerät laden zu können. Überhaupt hat Magellan ein kompliziertes Handling der Daten im Gerät. Aus Tracks werden beim speichern Spuren und da gibt es den Menüpunkt eine „Reise“ zu erstellen (das ist aber nicht möglich da noch nicht in der Firmware freigeschaltet). Und so einiges mehr. Auch ambitionierten Magellan Usern fällt es nicht immer leicht hier mitzuhalten. Immerhin ist eine Route auch bei Magellan immer noch eine Route J.
Vantage Point mit Detailansicht eines Geocaches und OSM Topo Deutschland |
Ich hatte den Triton ja als „GPS für Männer“ bezeichnet. Nicht etwa wegen des unsinnigen Vorurteils „Frauen und Technik“. Nein, der Triton möchte halt gern etwas fester angefasst werden. Die Tasten und die äußerst solide wirkende Metall Multifunktionswippe möchten beherzt und mit viel Nachdruck betätigt werden. Auch der Touchscreen spricht nicht immer sauber an. Das einschalten des Gerätes erfordert ebenso erst mal einen ordentlichen Druck auf die Taste. Nur leider ist der Triton beim ausschalten wesentlich eher bereit auf sanfte Berührung zu reagieren. Hier reicht ein leichter Tipp auf den Ausschalter und das Gerät fährt sich 5 sec später, zwar mit einer Meldung im Display aber ohne akustisches Signal, herunter. Dies verhindert auch nicht die Sperrtaste an der Seite. Die sperrt nur den Touchscreen und die Fronttasten gegen unerwünschte Eingaben. Ich hatte das Gerät am Rucksackschultergurt hängend und auch in der Rucksackdeckeltasche (sogar in einer Hülle verpackt) platziert. Dennoch schaltete sich der Triton immer wieder aus. Äußerst ärgerlich, wenn man die Tour aufzeichnen möchte. Und richtig unangenehm wenn man mal die Tracback (oder wie bei Magellan genannt die „Backtrack“) Funktion nutzen muss um sich zurück zu finden.
Und überhaupt. Die Sache mit der Trackaufzeichnung. Magellan handhabt es so, dass der Track über die gesamte Zeit fortlaufend aufgezeichnet wird. Bis man diesen löscht und neu beginnt (auch wenn das erst nach Wochen der Fall ist). Somit hat man dann auch eine äußerst unschöne, schnurgerade Verbindungslinie zur Fortsetzung, wenn man das Gerät entfernt vom letzten Ort der Benutzung wieder einschaltet. Bei Garmin werden die Trackaufzeichnungen in Segmente unterteilt und das macht die Sache wesentlich besser handhabbar.
Aber erst mal zurück zum Anfang. Der Triton wartet ja mit einer Unmenge an Funktionen auf. Gerade im Multimediabereich ist hier so einiges integriert. Eine 2Mp Kamera z.B. ermöglicht Schnappschüsse unterwegs. Gerade beim Geocaching ist dies sehr nützlich. Allzu viel darf man bei der Auflösung ja nicht erwarten. Dennoch fällt auf das die Kamera mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen nicht so recht klar kommt und es treten oft starke Farbverschiebungen auf.
Unterschiedliche Farben bei gleichen Aufnahmebedingungen |
Die Bilder werden im sog. EXIF Header der Datei „Geocodiert“. Also mit den Positionsdaten der Aufnahme versehen. Die Videoqualität ist auch akzeptabel. Wie gesagt. Man darf einfach nicht zu viel erwarten. Der Multimediaplayer ist eine sehr nette Sache. So kann man über den eingebauten Lautsprecher, oder besser über einen angeschlossenen Kopfhörer, Musik hören und Videos sehen. Ich hatte mir für die lange Bahnfahrt einige Videos auf die Speicherkarte gelegt und hatte so eine willkommene Abwechslung. Die Videowiedergabe ist zwar recht ruckelig und der Ton nicht immer synchron. Aber insgesamt brauchbar. Die Tonqualität der MP3 Wiedergabe ist mit guten Kopfhörern durchaus passabel. In der Bedienungsanleitung werden jedoch weder Mediaplayer noch Kamera erwähnt. Da muss man sich schon selber einarbeiten.
Das Geocaching. Ich denke dies dürfte einer der Hauptanwendungsbereiche des Triton sein. Die Positionsangabe ist sehr genau. Und der Triton reagiert auf Bewegung wesentlich schneller und akkurater als alle Garmin Geräte sie ich bisher benutzt habe. Der „Kompass“ ist völlig anders konzipiert als bei Garmin. Und nach einer kurzen Eingewöhnung konnte ich damit hervorragend arbeiten. Punktgenaues aufsuchen von Caches oder anderen Zielen ist so ein Genuß. Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit Multimediadateien zu Wegpunkten zuzuordnen. So kann man den Caches z.B. die Spoilerbilder zuordnen und sich diese auf dem Gerät vor Ort anzeigen lassen. Auch das „Paperless Caching“ ist perfekt möglich. Allerdings fehlt eine wichtige Kleinigkeit. Es ist kein Taschenrechner vorhanden. Und den braucht man beim Geocaching gar nicht so selten. Insgesamt habe ich mithilfe des Triton 5 Caches auf meiner Dolomitentour aufgefunden. Es ist schon immer wieder erstaunlich wo man überall auf diese spannende Schatzsuche gehen kann.
Schatzsuche mit dem Triton – Immer eine Punktlandung |
Aber das war nur eine Anwendungsmöglichkeit. In erster Linie wollte ich den Triton zur Aufzeichnung meiner Tour und zur Navigation nutzen. Aber genau hier begannen die Probleme. Ich schrieb oben schon über die angenommenen ca. 8h Laufzeit mit normalen Alkaline Batterien. Ich benutze hauptsächlich die AA Batterien eines bekannten Markendiscounters mit L… . So habe ich den Garmin Colorado und den Oregon getestet und so verfuhr ich auch mit dem Triton. Geradezu erschreckend war aber mein Ergebnis. Bei normaler Nutzung auf Tour, bei Temperaturen um und über 20°C lief das Gerät gerade mal 3-4 ½ h. Das heißt, ich musste an einem üblichen 6-8 h Tourentag bis zu dreimal!!!! die Batterien wechseln. Ich war entsetzt! Selbst der Oregon bringt es auf 8-9h im Outdooreinsatz. Das ist schlichtweg inakzeptabel. Ich hatte 24!! Batterien dabei. Die hätten nicht mal ansatzweise für meine 10 Tage Tour gereicht. Das und die Tatsache das sich das Gerät immer wieder schon nach dem leichtesten Druck auf den Ausschalter verabschiedete ließen eine kontinuierliche Aufzeichnung sowieso nicht zu und so verwarf ich den Gedanken daran schon nach drei Tagen.
Bei Garmin ging es ja mit der Kontraststärke und Lesbarkeit der Displays mit dem Colorado tief Bergab und erreichte beim Oregon einen vorläufigen Tiefstand. Aber der Triton konnte nicht mal das Niveau des Oregon halten. Selbst mit maximaler Beleuchtungsstärke war es in der Bergsonne sehr schwer Details in der Karte zu erkennen. Nur unter drehen, wenden und schräg halten des Geräts konnte man da etwas ablesen. Immerhin kann man beim Triton bis zu vier Datenfelder in der Kartenansicht einblenden. Bei Colorado und Oregon, trotz des großen Displays, nur zwei und das ist zu wenig. Leider kann man bei Magellan immer nur eine Karte zur Zeit anzeigen lassen. Bei Garmin kann man nahezu beliebig viele Karten „übereinanderlegen“ und gleichzeitig betrachten. Bei der Suche nach interessanten Punkten in der Karte fehlt eine „in allen Kategorien“ Funktion. Es lässt sich nur in je einer Kategorie suchen. Auch ist es nicht möglich in der Karte POI (Points of Interest) anzuklicken und die Infos dazu anzeigen zu lassen. Stattdessen bekommt man zu diesem Punkt nur den Namen und Prognosen zu Jagd und Angelzeiten sowie den Sonnen- und Mondstand angezeigt. Nicht wirklich hilfreich auf Tour.
Bei der Navigation nach einer Route fällt auf, dass die Zielführungslinie die eigentlich zum nächsten Punkt zeigen sollte, fast immer auf den zurückliegenden zeigt. Und wenn man die Navigation mitten in einer Route beginnt, dauert es meist sehr lange bis der Triton das erkennt und sich zum nächsten Punkt orientiert. Bis dahin versucht er immer einen erst zum Beginn der Route zurückzulotsen. Da kann dann schon mal bei „Entfernung zum nächsten Punkt“ 6km statt der tatsächlichen 100m stehen. Nicht gerade ideal für GPS Anfänger und eine reibungslose Navi.
Der barometrische Höhenmesser zeigt nur mmHG an. Eine Umstellung auf die in Europa üblichen mbar oder hPa ist nicht möglich. Ebenso fehlt die Möglichkeit der Kalibrierung des Barometers und des Höhenmessers.
Im Gegensatz zu fast allen kartentauglichen Garmin Geräten, hat der Triton 2000, auch nicht mit entsprechend geeigneten Karten, keine sog. Autorouting Funktion. Das heißt, eine automatische Routenführung nach Straße ist nicht möglich. Eigentlich schade. Denn das Gerät hätte sicher das Potential hierfür.
Vorläufiges Fazit!
Ein Gerät mit einer Unmenge an, durchaus nützlichen und interessanten, Funktionen und hohem Potential. Für den Einsatz im Bereich der „Rucksacktouren“ aber aufgrund des immensen Energiebedarfs und einer schwachen Kartendarstellung nicht geeignet. Geradezu ideal zumGeocaching und sicher auch gut für Rdatouren und Wanderungen mit der Möglichkeit ausreichend Batterien mitzunehmen. Der sensible Ausschalter ist bei Nutzung im Bereich der aktiven Sportarten immer wieder ein Ärgernis.
Der Triton 2000 ist kein „Bergfreund“!
Die hier beschriebenen Meinungen und Beurteilungen beruhen auf meiner eigenen Erfahrung mit EINEM Gerät und können sicher nicht als absolut allgemeingültig gelten. ´Zwischen Garmin und Magellan Usern gibt es ja auch so einige „Befindlichkeiten“. Dies spielte hier für mich keine Rolle. Ich bin mit positiven Erwartungen an das Gerät auf Tour gegangen und sehr überrascht über das negative Ergebnis. Dies ist auch nicht zuletzt dem Umstand zu schulden, dass sowohl Garmin als auch Magellan immer mehr versuchen die „Eierlegende Wollmilchsau“ zu erfinden und immer mehr Funktionen in die Geräte packen. Dabei wird der Energiebedarf immer höher und die Stabilität der Firmware (eigentlich handelt es sich ja schon um ein komplettes Betriebssystem, Garmin setzt hier auf eine Linux Variante während Magellan Windows Mobile verwendet) leidet darunter.
Sowohl Garmin als auch Magellan kochen nur mit Wasser. Allerdings schaffen es auch beide, mit ihren derzeitigen Exkursen ind die High Tech- und Multifunktionsgerätewelt, dieses anbrennen zu lassen. Wenn man also ein ausgereiftes und stabiles GPS möchte ,so ist es derzeit wohl eher angeraten, bei beiden lieber auf die etablierten Baureihen, bei Magellan die Explorist Serie und bei Garmin die GPSMap oder eTrex Serie, zurückzugreifen. Diese Geräte sind ausgiebig getestet und weit genug entwickelt.
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