Etappe 11 – Das grosse Krabbeln

Glambecksee (Berlinchen) – Ahlimbsmühle, 12. Juni, 117 km

Die Nacht war ruhig – das Erwachen um so weniger. Ich habe mein Zelt mitten auf einer Ameisenstraße geparkt. Da die kleinen Tierchen nicht gern Umwege machen, krabbeln sie direkt über und durch mein Zelt. So viel Leben war noch nie in der kleinen Behausung. Wenigstens sind die Krabbler friedlich und aus irgend einem Grund interessieren sie sich nicht für meine Futtervorräte.
Nach einem guten Frühstück geht es wieder auf Tour. Das Wetter soll sich im Lauf des ganzen Tages wieder von der wechselhaften Seite zeigen. Zwischen dunklen Wolken und Sonnenschein ist alles zu haben.
Es geht wieder gut voran, obwohl das Motto des Tages auch „Auf und nieder, immer wieder“ lauten könnte. Schon vor Flecken Zechlin beginnt die Berg-und-Tal-Fahrt. Immer wieder, meist kurze, aber zeitweise knackige Anstiege und dann die mitunter rasanten Abfahrten. Das Rheinsberger Seengebiet ist ja bekannt für seine vielfältigen Radwandermöglichkeiten. Da wundert es nicht, dass Wegqualität und Ausschilderung dieser Etappe sehr gut sind. Deshalb komme ich auch, trotz der Steigungen, sehr gut vom Fleck.
Ab Rheinsberg fahre ich wieder auf bekannten Wegen. Ich war gerade erst zu Pfingsten (und auch schon früher) hier mit dem Rad unterwegs. Daher spare ich mir auch den Spaziergang durch den Schlosspark und mache keine Fotos (Fotos zu dieser Region von meiner Pfingsttour unter www.bergsuechtig.de). Über Menz und Neuglobsow geht es dann weiter nach Fürstenberg. Eine kleine Runde durch die Altstadt und ich wende mich in Richtung Ravensbrück. Ich passiere die Mahn- und Gedenkstätte des ehemaligen Frauen-KZ (www.ravensbrueck.de) sowie den sowjetischen Panzer, der als Ehrenmal an die Befreiung des Lagers erinnert.
Jetzt habe ich zwar schon über 60 km der geplanten 78 km hinter mir, aber Mittagspause mache ich erst in Himmelpfort, da ich dort schon die gute Küche des Gasthofs „Müllerbeek“ kennen gelernt habe. Das ist Anreiz genug, noch ein paar Kilometer zu warten. Von Himmelpfort sind es nur noch ca. 9 km zum geplanten Tagesziel Lychen. Es ist noch früh am Tag, daher beschließe ich noch die 21 km nach Templin draufzulegen, um für morgen einen kleinen Vorsprung herauszufahren. Ich traue dem Wetter nicht. Falls es morgen doch regnet, muss ich nicht so viel im Nassen strampeln.
Kurz hinter Himmelpfort dann die einzige technische Panne am Rad, die ich bisher auf der Tour habe. Schon seit einigen Kilometern lief es mit der Schaltung nicht so recht. Alle Versuche sie einzustellen fruchteten jedoch nicht. Jetzt schleift plötzlich das Hinterrad am Rahmen und mir ist sofort klar, was los ist. Im Nu habe ich das Rad „abgetakelt“, auf den Kopf gestellt, Rad und Radmutter fixiert. Schaltung wieder richtig einstellen, fertig und los. Schnell bin ich in Lychen. Somit fahre ich tatsächlich weiter nach Templin.
Während sich in Gandenitz die Dorfjugend auf das Spiel der Deutschen Elf vorbereitet, arbeite ich weiter auf dem Drahtesel. Eigentlich will ich in Templin entscheiden, ob ich auf dem Campingplatz am Fährsee übernachte oder doch noch bis Ahlimbsmühle weiterfahre. Die Wegführung durch Templin ist jedoch so verworren, dass ich erst zu spät bemerke, dass ich schon am Ortsende angelangt bin. Na wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich noch die 11 km nach Ahlimbsmühle draufpacken.
So langsam reicht es jetzt aber doch! Ahlimbsmühle erreiche ich dann schon kurz nach fünf. Das Gästehaus ist auf den ersten Schlag sympathisch, vor allem die „Paradiesbar“. In einem gemütlichen Fernsehsessel kann ich mich beim Weizen räkeln und sehe mir das desaströse Spiel „unserer Helden“ an. Da erübrigt sich jeder weitere Kommentar.

Etappe 11 Tourendaten

Gemütlichkeit mit Hefeweizen und Wohlfühlsessel auf der Terrasse
Deutschland, deine Fans
Kloster Himmelpfort
Sowjetisches Ehrenmal in Ravensbrück
 

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1 throught on "Etappe 11 – Das grosse Krabbeln"

  1. Hallo Piet,

    sag mal, willst Du nicht noch ne Runde fahren? Ich würde Deinen täglichen Bericht vermissen, wenn Du wieder angekommen bist.
    In Templin haben wir den Weg auch nicht so genau gefunden. Bikeline wollte ja, dass man den Ort in einer großen "8" durchquert; das haben wir irgendwie nicht kapiert.
    Ich befürchte, Du strampelst gerade im Nassen, ja? Aus Solidarität bin ich heute auch mit dem Rad durch strömenden Regen zur Arbeit gefahren, obwohl ich ja gemütlich den Bus hätte nehmen können. Aber heute Nachmittag soll es ja aufhören.
    Hast Du mal rausgefunden, ob Du der Erste bist, der die Tour komplett am Stück gefahren ist (sein wirst)?

    Gruß

    Christian

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