Lawinenunglück bei Neukirchen (Pinzgau) – Kommerz auf Kosten der Sicherheit

Am 02.03.2012 ereignete sich in der Nähe von Neukirchen (am Großvenediger) ein Lawinenunglück mit tödlichem Ausgang für einen 40-jährigen Deutschen.

Siehe hier den Bericht.

Und die Reportage im ORF

Insgesamt wurden sieben Teilnehmer der 14!!! köpfigen Gruppe verschüttet. Sechs verschüttete konnten, zum Teil verletzt, geborgen werden. Der 40-jährige wurde noch am Ort reanimiert, erlag aber später im Spital Salzburg seinen Verletzungen.

Geradezu unglaublich und unverständlich ist, dass die geführte!! Gruppe unter Außerachtlassung der einfachsten Sicherheitsmaßnahmen unterwegs war.

Hier einige Fakten:

  • Die Führerin war weder dazu ausgebildet, noch berechtigt, solch eine Tour zu leiten.
  • Eine solch große Gruppe ist für eine/n Führer/in nicht vernünftig zu überschauen und zu betreuen.
  • Nur wenige Tage zuvor war, in der unmittelbaren Nähe der Unglücksstelle, bereits ein finnischer Skitourengeher tödlich in einer Lawine verunglückt.
  • Der Bereich in dem sich die Gruppe bewegte galt als hoch gefährdet.
  • Die Lawinengefahr war zu diesem Zeitpunkt als erheblich (Stufe III, örtlich IV) eingestuft und aufgrund der Wetter- und Schneeverhältnisse war mit Selbstauslösung von Naßschneelawinen selbst in nicht so exponierten Lagen zu rechnen.
  • Es wurde durch den Veranstalter versäumt jegliche Schutzausrüstung (Lawinenpieps = LVS, Schneeschaufeln, Lawinensonde etc.) mitzunehmen bzw. netsprechende Einweisungen zu erteilen.

Mindestens 99 Retter waren daran beteiligt die verunglückten zu bergen.

Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt nur wenig entfernt in den Kitzbüheler Alpen unterwegs und habe aufgrund der hohen Lawinengefahr auf fast alle geplanten Touren verzichtet und nur ganz, ganz „kleine Brötchen gebacken“. Selbst im Bereich der gesicherten Pisten kam es auch dort immer wieder zu spontanen Lawinenabgängen. Und dennoch wagt man es mit solch einer Gruppe, unter solchen Bedingungen ins freie Gelände zu gehen.

Gerade Schneeschuhgehen wird immer mehr zu einer Trendsportart. Bietet es doch die Möglichkeit auch unerfahrenen das Wintererlebnis in den Bergen nahe zu bringen. So verwundert es nicht, dass immer mehr Angebote von Hotels, Tourismusverbänden und anderen gemacht werden.

Im Interesse geringer Preise, zum einen um den Gewinn zu mehren, zum anderen aber auch weil beim Kunden in zunehmendem Maße die „Hauptsache billig!“ Mentalität umgeht (Geiz i….). Die Ursachen sind also durchaus nicht nur auf Veranstalterseite zu suchen.

Dennoch gibt es klare Vorgaben und Verantwortlichkeiten.

Zur Zeit wird gegen die Führerin der Gruppe wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Dies soll hier keine Vorverurteilung oder allgemeines anprangern solcher geführten Touren und deren Veranstalter oder Teilnehmer sein. Vielmehr geht es mir darum auch und vor allem bei Teilnehmern solcher Touren daran zu appellieren, sich vorher besser zu informieren und auf entsprechende Sicherheitsstandards und Einhaltung der Vorgaben zu drängen.

Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang zb. die Stellungnahme von Günter Karnutsch, Obmann des Salzburger Bergführerverbandes, der die staatlich geprüften Berg- und Skiführer:

Und hier im Text.

Vielleicht gibt dieses Unglück doch Anlaß einige Dinge in dieser Hinsicht zu überdenken und bewirkt letztendlich doch auch noch etwas gutes.

Ich möchte hiermit den Hinterbliebenen, des tödlich verunglückten, mein herzliches Beileid aussprechen. Es ist zu tragisch, dass gerade solch eine Tour die doch etwas wunderschönes und unvergessliches sein soll, solch ein trauriges Ende nahm.

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