Durch den Norden Brandenburgs

Tag 1 – Winterspeck und ein Dackel Namens Amadeus

Tag 1 meiner Tour durch den Norden Brandenburgs. Manchmal hat das schlechte auch seine guten Seiten. Da ich zu Ostern Dienst schieben musste, brauchte ich mich nicht über das schlechte Wetter zu ärgern. Statt dessen kann ich nun an Pfingsten bei traumhaftem Sonnenschein auf Tour gehen. Und etwas machen muß ich dringend. Hat sich doch mehr Winterspeck angesammelt als sonst (man wird ja auch nicht jünger) außerdem hatte mich ein heftiger Infekt zwei Wochen flachgelegt und endgültig aus der Bahn geworfen. Es war auch an der Zeit aus dem Alltagstrott mal wieder auszubrechen. Mein tolles neues Trekkingrad wartete sehnsüchtig auf die Einweihung. Aber wohin? Eine Tour für drei Tage ohne Streß!? Der Berlin-Usedom Radweg war eine interessante Sache. Aber den südlichen und nördlichen Teil hatte ich schon befahren. Bei diesem tollen Wetter würde dort an Pfingsten „Gott und die Welt“ auf Achse sein. Der Spreeradweg versprach auch schöne Erlebnisse. Aber im Spreewald würden sich ebenso unendlich viele Touristen und noch mehr Mücken tummeln. Beides nicht gerade motivierend. Also erst mal die Führer für die beiden Touren gekauft und die Planung begonnen. Irgendwie zog es mich dann doch mehr in Richtung Norden. Und dann warf ich, nur einen Tag vor Abfahrt, noch mal alles über den Haufen. Ich wollte ne ruhige Tour! Und die versprach mir der Bike&Rail Führer „Mit Rad und Bahn von Berlin durch Brandenburg“ aus dem Kopass Verlag. Die hier beschriebene Viertagestour „Durch den Norden Brandenburgs“ erweiterte ich mal eben noch um ein Teilstück des Treidelradweges und war mir sicher das auch in drei Tagen zu schaffen. Und wenn nicht. Alle Paar Kilometer gibt es nen Bahnhof um schnell nach Hause zu kommen. Da wird es mit Sicherheit auch recht ruhig sein. Also am Abend noch schnell die Tourenplanung am PC gemacht und das GPS gefüttert. Karten zusammen gesucht sowie die Taschen gepackt. Immer wieder das selbe. Egal ob man zwei Tage oder zwei Wochen auf Tour ist. Das Gepäck ist das gleiche. Und wenn man Zelt- und Kochausrüstung mitnimmt, dann sind die Taschen schnell gefüllt. Aber dann kommt der Samstag und es kann losgehen. Irgendwie verrödele ich mich aber wieder mal und muss den Zug eine Stunde später nehmen. Start der Radtour ist Eberswalde. Ich folge dem schönen Treidelweg in Richtung Oranienburg, bis nach Zerpenschleuse. Schon hier fällt mir auf, daß erstaunlich (und erfreulich) wenig Leute unterwegs sind. Nach Zerpenschleuse verlasse ich den Treidelweg und fahre, zum größten Teil auf Waldwegen, nach Groß Schönebeck. Hier habe ich schon reichlich mit den typisch märkischen Sandwegen zu kämpfen. Mit den schmalen Reifen ist es ein echter Kraftakt hier durchzukommen. Teilweise hilft nur noch schieben. Ich durchfahre kleine Dörfchen und Groß Schönebeck. Immer wieder schimmert aus dem Wald das Blau eines der vielen Seen. Hier könnte man eine wahre Badetour machen. Aber obwohl mir die strahlende Sonne den Schweiß auf die Stirn treibt, zieht es mich weiter. In Groß Väter mache ich dann Mittagsrast, am Gasthaus zur Eiche. Typisch Ostdeutsch, Brandenburgische, einfache Atmosphäre. Da trabt der eine im Bademantel über die Straße (nicht ohne Bierbauch natürlich). Und lässt sich bei seinen „Kumpels“ am Tisch nieder. Verkündet mal eben er habe Geburtstag und schmeißt eine Runde. Nur wenig später taucht ein Drahthaardackel nebst Frauchen auf. Beide werden mit viel Hallo von der Geburtstagsrunde empfangen und ich erfahre das der Dackel Amadeus heißt. Ich wundere mich schon ein wenig über die Namensgebung. Immerhin lassen Habitus und Nase des Frauchens vermuten, daß diese eher den hochgeistigen Getränken als den schöngeistigen Ohrenfreuden klassischer Musik zugänglich ist (ja,ja ich weiß, bösartige Unterstellung). Ich mache mich dann aber nach Schnitzel und zwei Radlern doch wieder auf den Weg. Auf den letzten knapp 20 Kilometern bis Templin wechseln sich immer wieder Sand-, Wald- und Asphaltwege ab. Mein Zelt schlage ich dann auf dem Naturcampingplatz Fährsee auf. Und werde prompt von Mücken geradezu überfallen. Da verzichte ich lieber auf das kochen und genieße Soljanka, Salat und Hefeweizen auf der Terrasse des Hotel Fährkrug. Hab ich mir verdient 🙂 Immerhin 70 km mit dem Winterspeck auf anstrengenden Wegen. Morgen dann eine etwas kürzere Etappe über Lychen, Himmelpfort, Fürstenberg nach Alt Globsow. Allerdings wird der größte Teil der Strecke auf Waldwegen und somit viel Sand zu fahren sein. Was solls. Wird schon schön werden. Allein die vielen schönen Blcke auf die Brandenburgische Landschaft entschädigen für die Anstrengung.

 

Tag 2 – Märkischer Sand und viel Staub

Tag 2 meiner Tour durch den Norden Brandenburgs Ich sende den Bericht erst Heute, da in Alt Globsow absolut kein mobiles Internet verfügbar war 🙁 Schlimmer als hier am Zelt hätte die Mückenplage auch im Spreewald nicht sein können. Da half nur frühzeitiger Rückzug hinter das sichere Moskitonetz des Zeltes. Ein wenig lesen, viel Musik hören und ab in den Schlafsack. Morgens war die Lage deutlich entspannter. Zumindest konnte ich halbwegs unbehelligt vor dem Zelt frühstücken. Heute sollte es über Lychen, Himmmelpfort und Fürstenberg nach Alt Globsow gehen. Nur knappe 60km. Aber was für welche. Sachen packen, Drahtesel beladen und los. Ein letzter Rundumblick, nichts lag mehr am Platz. Noch nichts. Nach knapp zwei Kilometern fiel mein Blick dann auf die Pulsanzeige des GPS. Drei Striche. Mmmh.. Entweder ich bin Tot oder der Technik fehlt was. Tot war ich nicht. Im Gegenteil, sogar quicklebendig. Aber der Technik fehlte tatsächlich was. Der Pulsmesserbrustgurt. Nun bemerkte ich auch den fehlenden Druck auf der Brust (hi,hi da lacht der Mediziner wieder, fehlender Druck auf der Brust… auch ein Zeichen des Wohlbefindens). Also zurück zum Zeltplatz. Da lag das gute Stück auf der Wiese. Hatte ihn auf dem Rad abgelegt und beim losfahren prompt verloren. Also 4km für nix. Das geht ja gut los. Templin zeigt sich von seiner schönsten Seite. Alte Bauwerke und kleine Fachwerkhäuser sowie die Altstadt sind wirklich schön. Ich drehe einige Extrarunden um mir das anzusehen. Hier sollte ich dringend nochmal herkommen. Aber Heute will ich erst mal weiter. Über eine staubige Splittstraße geht es nach Gandenitz und Alt Placht. In Richtung Lychen dann ein guter Wald und Asphaltweg. Auch Lychen erweist sich als außerordentlich schön. Die Lage im Mittelpunkt der 6 Seen und die liebevoll gepflegte Altstadt sind wirklich zu schön. Auch hier mache ich einige Abstecher um zumindest etwas „mitzunehmen“ . Ein kurzes Stück auf gutem Radweg und schon geht es wieder auf Waldwegen weiter. Über Wurzeln und durch Sandkuhlen. Entlang des Großen Lychensees. Und dann erreiche ich Himmelpfort. Schönes Plätzchen mit der alten Klosterruine. Zeit für eine Mittagspause. Ein gemütliches Gasthaus mit guter Küche und Biergarten ist schnell gefunden. Frisch gestärkt geht es weiter. Bald erreiche ich den Radfernweg Berlin-Kopenhagen. Diesem folge ich ein Stück und treffe auch später immer wieder darauf. Weniger idyllisch, dafür umso mehr zum nachdenken anregend, erreiche ich Ravensbrück mit den Gedächtnisstätten für die KZ für Frauen und Mädchen. Umso trauriger, daß Ravensbrück nicht mehr zu bieten hat. Ein eher trostloses Dörfchen. Fürstenberg lasse ich „links liegen“. Das sehe ich mir an wenn ich mal mit dem Paddelboot hier bin. Auf gutem Radweg geht es dann weiter nach Steinförde. Kurz hinter diesem verlasse ich den Asphaltweg und fahre in den Wald. Auf sandigen und Splittwegen fahre ich in ständigem auf und ab weiter. An einem Gefälle lasse ich das Rad rollen. Und prompt gerate ich in eine Sandkuhle. Das Vorderrad verreißt komplett und ich werde jäh gestoppt. Es folgt mal wieder der allseits bekannte schnelle Abstieg über den Lenker. Nix passiert. Nur das vordere Schutzblech und mein Ego sind angeknackst. Na hat ja keiner gesehen. Ich komme dann in Neuglobsow an und wende mich in Richtung Campingplatz. Nach Alt Globsow dann noch fünf Kilometer. Es reicht jetzt auch. Kurz vor dem Ort hat die Straße dann ein irres Gefälle. Trotz der erlaubten 30 rase ich mit knapp 60 Sachen hier runter. Na morgen werde ich mich freuen, wenn ich hier hoch strampeln kann. Der Zeltplatz ist schön und ich erwische ein mückenfreies Plätzchen. Rad und Radler sind über und über mit Staub bedeckt. Ich zumindest kann duschen. Das Rad muß noch bis Berlin warten. Heute Abend soll hier noch Dorftanz sein. Na da kann es ja heiter werden 🙂

Tag 3 – Noch mehr Sand und “Wo bitte geht es lang?“

Tag 3 meiner Tour durch den Norden Brandenburgs Leider etwas spät. Aber besser als nie Musik und Tanz zogen sich noch bis tief in die Nacht. Nach dem einen oder anderen Bierchen verzog ich mich dann doch in die Daunen meines Schlafsacks. Ich wollte schließlich munter sein, um die letzten 70km am Pfingstmontag zu schaffen. Und wieder strahlender Sonnenschein. Bei bestem Wetter und mit bester Laune machte ich mich auf den Weg. Auch Heute ging es wieder zum größten Teil auf Wald- und Feldwegen zur Sache. Schon auf den ersten Kilometern bekam ich die Nachteile zu spüren. Über lange Strecken konnte ich nur noch schieben. Auch einen flotten Abstieg konnte ich mehrmals üben. Immer wenn ich gerade mal wieder etwas Schwung hatte wurde ich durch Sandgruben jäh gebremst. Aber dennoch. Eine tolle Landschaft und eine wahre Freude. In Rheinsberg gönnte ich mir dann noch einen Spaziergang durch den Schloßpark. Weiter geht’s. Das fahren mit GPS ist wirklich entspannt. Gerade bei der Wegführung abseits der üblichen Radwege ist es sehr hilfreich. Kurz vor der Boltenmühle treffe ich dann ein älteres Ehepaar. Die beiden haben sich verlaufen und suchen das Gasthaus. Umso größer ihre Freude, als ich ihnen mitteile, daß es nur noch knapp 100m sind. Aber an der Boltenmühle ist mir zu viel Betrieb und so fahre ich weiter. Durch den Wald am Ufer des Tornowsees. Nach einer Weile treffe ich ein Paar das sich, sichtlich erschöpft, zu einer Rast niedergelassen hat. Die beiden begrüßen mich mit den Worten „das ich so aussähe, als ob ich hier Bescheid wüßte“ und wollen wissen wie weit es noch um den See herum wäre. Sie sind einfach zu der Wanderung losgezogen ohne sich über die Strecke zu informieren. Und der Prospekt den sie dabei haben ist hier wenig hilfreich. Er, ist fußlahm dank einer Verstauchung. Sie sichtlich frustriert. Ich zeige ihnen den Weiterweg auf der Karte und das es noch fünf bis sechs Kilometer zu ihrem Auto in dieser Richtung sind. Wenn sie zurück gehen ist es deutlich kürzer. Er, will trotz Handicap nicht aufgeben und weitergehen. Versichert mir aber immer wieder wie sehr das doch weh tue. Sie, ist da deutlich klüger. Aber dennoch setzt sich der Macho durch. Wäre ja gelacht…. Ich finde das eher gar nicht zum lachen sondern ziemlich bedauernswert. Bloß weiter! Vorbei am Forsthaus Rottstiel geht es zum Zermützelsee. Hier gönne ich mir dann in der Waldschänke Stendenitz ein ausgiebiges Mittagspäuschen. Vorbei an idyllischen Seeen gelange ich dann nach Neuruppin. Hier halte ich mich aber nicht lange auf, da ich noch meinen Zug erwischen will. Und so klappere ich noch einige schöne kleine Dörfer ab bevor ich den Bahnhof Altfriesack erreiche. Na ja Bahnhof ist übertrieben. Aber ein Zug hält hier doch und so komme ich wieder zurück in die „Zivilisation“. Diese begrüßt mich dann auch gebührend. Fast die gesamte Strecke in der S-Bahn nach Wartenberg kann ich mir das gegröle und randalieren einer Horde besoffener BFC Fans ansehen und -hören. Das richtige Kontrastprogramm nach diesem Wochenende. Der Wachschutz der Bahn ist hier auch keine Hilfe. Die beiden Witzfiguren werden gar nicht erst ernst genommen und statt dessen verspottet. Und dennoch. Ich lasse mich nicht aus der Ruhe und um meine gute Laune bringen. Insgesamt war es ein tolles und interessantes Wochenende. Die Tour kann ich nur zum nachmachen empfehlen. Die GPS Daten gibt es demnächst im Downloadcenter.

Bis demnächst Piet .

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