Mit der Transe nach Transilvanien – Tag 4

Frühstück ab 10 ……
Obwohl ich schon deutlich nach acht aufstand und mir viel Zeit beim verstauen meiner Habseligkeiten am Bike ließ, war es erst viertel zehn als ich mit allem fertig war.
Das Cafe war natürlich noch dicht.
So lange warten macht keinen Spaß. Da war es das Beste, einfach loszufahren und beim nächsten Tankstopp zu frühstücken. Der sollte aber erst zwei Stunden später kommen.
Aber irgendwie machte mir das kaum etwas aus, da es heute wirklich interessant wurde.

Drei Länder an einem Tag.
Schon gestern war mir aufgefallen, dass die slowakischen Autofahrer deutlich gemäßigter fuhren. Im Vergleich zu den Polen auch kein Kunststück, aber tatsächlich hält man sich hier weitestgehend an die Geschwindigkeitslimits und fährt auch nicht ganz so riskant.

Für heute hatte ich Uschi im Navi eine Route aufgetragen, die mich deutlich mehr auf Nebenstraßen leiten sollte. Das erwieß sich als absoluter Glücksgriff. Ganz oft kam ich auf engen und teils schlechten aber dafür landschaftlich sehr schönen Straßen durch kleine Dörfer.

Besonders auffällig war die unterschiedliche „etnische“ Zusammensetzung der Dorfbewohner. So fielen mir immer wieder Orte auf, in denen ein deutlich größerer Anteil an Roma und/oder Sinti zu leben schien. Sorry. Ist nicht wertend gemeint. Aber es fällt wirklich auf!

Das setzte sich auch in Ungarn fort.
Über eine stillgelegte Grenzstation kam ich ohne Kontrolle und Halt hinüber. Der Charakter der Landschaft änderte sich kaum, wohl aber der der Ortschaften und vor allem der Autofahrer. Wild, wilder, am wildesten. Da kennt man auch wieder keine Hemmungen.

Nach etwas über 140 km kam ich dann an die ungarisch/rumänische Grenze.
Entgegen allen Schreckensgeschichten und Unkenrufen war ich auch hier in weniger als einer Minute durch. Die Grenzer warfen nur einen kurzen Blick auf meinen Personalausweis, welchen ich nicht mal auspacken musste. Dafür interessierten sie sich ganz augenscheinlich sehr für meine Maschine und die Actioncam vorn an der Kanzel. Die Kamera schien sie aber nicht zu stören. Ich hatte die Aufnahme ja  zur Sicherheit unterbrochen, um nicht durch die rot blinkende LED aufzufallen.
In Satu Mare musste ich mich nun entscheiden, ob ich meiner ursprünglichen Route folge oder den Abstecher über Baia Mare zum Firiza Stausee mache, um morgen den Versuch einer Offroad- Durchquerung nach Norden auf meine ursprüngliche Route zu unternehmen. Natürlich gewann der Abstecher das Rennen. Außerdem sollte ja in Firiza ein schöner Campingplatz sein.
Auf der anderen Route wären es weit mehr als 100 km bis zum nächsten Camp. Ich versuchte noch in Satu Mare einen Geldwechsler zu finden, aber ohne Erfolg. In Baia Mare, welches ja auch eine große Stadt ist, unternahm ich den nächsten Versuch. Ich hatte mir aber den falschen Tag ausgesucht. Alle!!! Banken hatten wegen Streik o.ä. bis Samstag geschlossen. Wechselstuben… Keine zu sehen. Also doch die Karte in den Automaten geschoben und erst mal eine Notration Lei gezogen.
Weiter nach Firiza. Die Straße wand sich in tollen Serpentinen, war aber mit einem höchst bescheidenen Pflaster bzw. Asphalt versehen. Da hieß es Spaß haben und doch aufpassen. Ich fuhr in Firiza an einer großen Pension vorbei und ein ganzes Stück weiter in das Tal hinein. Konnte aber keinen Campingplatz finden.
Nun wurde es aber wirklich Zeit aus der Motorradkluft raus zu kommen. Ich hatte heute Morgen die schwerwiegende Fehlentscheidung getroffen, die Regenmembran in der Kombi zu lassen. Seit dem Mittag war es aber brütend heiß und ich schmorte nun schon lange im eigenen Saft. Von wegen Atmungsaktiv. 🙁
Also zurück zu der Pension. Immerhin bekomme ich hier ein richtig komfortables Zimmer mit Frühstück und allem Drum und Dran für nur 5 € mehr als gestern. Allerdings ist das Zimmer in einem sehr aufdringlichen Schweinchenrosa gehalten. Da bin ich froh, dass ich gemütlich auf dem Balkon sitzen und schreiben kann.
Á propos schreiben… Auch hier gibt es ein ausgezeichnetes freies WLAN, so dass ich meine Daten problemlos hochladen kann. Der Osten holt auf!! In Sachen Internetzugang habe ich letztes Jahr im Baltikum und auch auf dieser Reise deutlich bessere Erfahrungen gemacht als in Deutschland. Insgesamt habe ich sowieso den Eindruck, dass die osteuropäischen Länder deutlich aufholen. Überall wird wie wild gebaut, ob es nun Straßen, Häuser oder sonstiges sind. Hier wirkt sich die EU sehr positiv aus. Sicher geht für Touristen wie mich dadurch ein Stück „wilder Osten“ nach und nach verloren, aber für die Menschen hier kann es nur gut sein.
Ansonsten das übliche Abendprozedere. Duschen, Wäsche waschen, Abendessen (sehr lecker und sehr günstig), Bericht schreiben. Eigentlich wollte ich noch unten auf der Terrasse der Gastätte sitzen. Leider haben die jungen Rumänen aber eine überaus schlechte Marotte. Neben der Musikbeschallung der Gaststätte hat fast jede Gruppe an den verschiedenen Tischen noch mindestens ein Handy mit Musik laut am Dudeln. Da kriegste doch ’ne Krise! 3 -5 verschiedene Lieder gleichzeitig. Die spinnen, die Rumänen. Ist ja noch schlimmer als in Berlin in der Tram. Da freue ich mich doch schon auf den ruhigen Wald morgen…..

Ich mache nach dem Essen noch einen kleinen Spaziergang zum Stausee. Eigentlich wirklich schön. Nur leider haben die überall ansitzenden Angler Unmengen an Müll hinterlassen. Besonders beliebt scheinen hier 2-3l Billigbier-Plasteflaschen zu sein. Schade, sehr schade. Ob Flaschenpfand doch einen Sinn hat? Eines jener Mysterien….

Also doch noch reichlich wilder Osten übrig…

Aber das beste kommt noch…

Meine dicke Transe steht sicher verwahrt in der hauseigenen Garage neben dem Auto des Chefs. Das nenne ich doch mal guten Service.

 

 

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