Mit der Transe nach Transsilvanien – Tag 5

Vor lauter Aufregung konnte ich kaum richtig schlafen. Immerhin war der Verlauf der heutigen Tour mehr als unklar.

Im Prinzip wusste ich nur, dass ich ein Stück weiter ins Tal hinein fahre und mich dann fast direkt nach Norden zu einem Ort Namens Sapena durchschlagen wollte. Ab einem bestimmten Punkt an der Straße DJ183 ging nur noch, laut Openstreetmap, einen schmalen Weg oder unbefestigte Straße weiter. Ob es den wirklich gibt und ob er für mich befahrbar ist, würde ich erst vor Ort erfahren.

Nach einem guten Frühstück sattelte ich meine Transe und los ging es. Zunächst auf einer herrlichen, schmalen Asphaltstrasse mit wunderbaren Serpentinen und Kurven. Das Ganze in einem engen Tal mit dichtem Wald. Schöner geht es kaum noch. Genuss pur!

Irgendwann bog dann besagte DJ183 nach links ab und ich landete auf einer Schotterpiste. Hier war Vorsicht angesagt. Grober und lockerer Schotter ließ keinen Spielraum für Fehler. Immer wieder kam ich an kleinen Gehöften, teilweise mit Campingplätzen, vorbei. Schade. Ich hätte gestern mal lieber noch ein ganzes Stück weiter fahren sollen.

Nach einer Weile gelangte ich auf ein schönes Hochplateau mit Weiden und einigen Gehöften auf ca. 780 m.

 

Hier verschwand der Schotter und machte,  zum Teil schlammigen, Feldwegen Platz. Ich beschloß mich weiter vorzuwagen, da es vorläufig noch gut aussah. Zudem hatte ich gesehen, dass auf das Plateau von der anderen Seite eine asphaltierte Straße führte, welche einen guten Rückweg bot für den Fall, dass ich nicht weiterkomme.

Ich fuhr also wieder in den Wald. Die Openstreetmap-Karte im Navi bot nur mäßig Hilfe und ich verließ mich mehr auf meinen Orientierungssinn. Das war auch gut so. Nachdem ich an einer Kreuzung links einfuhr, kam es mir irgendwie falsch vor. Ich wendete und fuhr zu der Kreuzung zurück, an der eine alte Frau in einem sehr alten Wohnwagen campierte. Sie wies, auf meine Frage „Sapena?“, in die andere Richtung und ich war froh nochmal nachgefragt zu haben. Kurz danach kam mir ein großer Holzlaster entgegen, der mir Hoffnung machte, dass der Weg irgendwie weiter geht.

Dann gelangte ich auf ein weiteres Plateau auf ca. 900 m Höhe. Von nun an ging es nur noch bergab und in dichten Wald hinein. Der Weg wurde immer schlechter und war oft mit Morastlöchern gespickt. Das spielte inzwischen aber keine Rolle mehr, da Roß und Reiter schon reichlich Modder trugen. Auch hier bog ich erst mal falsch ab und besann mich etwa 300 m weiter, dass ich doch eigentlich einem Bachlauf folgen müsste.

Also zurück und an einem verlassenen Haus vorbei in die, nun wirklich, richtige Richtung. Je weiter ich kam, umso schlechter und schmaler wurde der Weg. Hier ging es wirklich nur noch für gute kleinere Offroadfahrzeuge weiter. Da war schlicht kein Platz für einen LKW.

An einer steilen Passage hatte ich arg mit den Spurrinnen zu kämpfen und sah auch, dass unten ein sehr tiefes Morastloch war. Dieses sah nicht gut aus, so dass ich lieber erst mal die Maschine ablegte und das Terrain sondierte. Irgendwie schien es machbar. Also los. Zwar blieb ich erst mal mit dem rechten Koffer an einem Baumstumpf hängen, aber dann ging es doch erstaunlich gut und die Transalp wühlte sich durch das tiefe Schlammloch. Uff!! Nochmal gut gegangen. 🙂 Es wurde aber in keinster Weise leichter.

Der Weg wand sich nun entlang des Baches und teilweise wild geschlungen am Hang, so dass es immer wieder steil hoch oder runter ging. Die Hinterlassenschaften von Jeeps = tiefe Spurrinnen machten die Sache doppelt schwer. Vor allem mit den weit ausladenden Koffern. Und dann stand ich oberhalb eines fast senkrechten ca. 30m langen Abruchs. Rechts und links gab’s Spurrinnen und in der Mitte ein Steg. Zur Sicherheit sah ich mir auch hier das Ganze erst mal an. Traf dann eine richtige und eine falsche Entscheidung.

Die Richtige:

In der Mitte bleiben und die Maschine einfach laufen lassen, da ich sie unten im flachen Teil abfangen könnte.

Die Falsche:

Ich Idiot! habe doch den großen losen Stein unten in der Mitte des Weges gesehen. Den hätte ich problemlos erst mal wegräumen können.

Das Ergebnis:

Ich kam bestens den Hang herunter. Hätte mich auch gut abfangen können, nur leider tat das der Stein schon sehr abrupt. Also mal wieder ein Flug auf die rechte Seite. Ich habe gut reagiert und bin abgesprungen. Die Maschine hat, ausser einigen Schrammen und Beulen im rechten Koffer sowie dem abgeplatzten Deckel meiner „Rohrbombe“ am Motorschutzbügel, nichts abbekommen.

Guuut, dass ich die Spiegel vorher eingeklappt hatte.

Das war es dann auch schon fast. Der Weg wurde allmählich breiter und war wieder mit Schotter belegt. Unten am Bachlauf waren nun auch einige Baustellen.

Etwas weiter unten traf ich dann auf drei polnische Landrover Defender die bergauf wollten. Wir unterhielten uns kurz und ich gab ihnen einige Tipps. Ohne Probleme kam ich dann auf der Schotterstrasse ins Tal.

Kurz vor Sapena stand auf einer Wiese am Fluß ein roter VW Bus um den sich mehrere Leute tummelten. Ich hielt an und wir kamen schnell ins Gespräch. Die beiden Pärchen waren echt gut drauf und schon seit fast vier Wochen unterwegs. Nun mussten sie aber wieder zurück nach Berlin. Es gab leckeren Linseneintopf und Melone von denen sie mir auch reichlich abgaben. Wir quatschten eine ganze Weile über das Reisen im Allgemeinen und bestimmte Ziele im Besonderen. Ich gab ihnen noch einige Tipps zum Baltikum und Polen. Da wollen sie demnächst auch noch hin. Es war wirklich ein schönes Treffen.

Sorry Jungs. Aber ich habe mir (typisch Mann) nur die Namen der Mädels (und der Hunde!?, was soll das denn beduten?) gemerkt. Also hiermit nochmal liebe Grüße an Sarah und Eva sowie ihre Männer (auch die vierbeinigen). Wer weiß. Berlin ist doch auch nur ein Dorf. Man sieht sich immer zweimal im Leben.

In Sapena erwartete mich dann ein komplettes Kontrastprogramm zu der ruhigen Stunde eben. Massen an Touristen belagerten ein Kloster und andere „Attraktionen“. Ich ergriff sofort die Flucht.

Nun folge ich wieder meiner geplanten Route und einer mit tausend Baustellen gespickten Straße.

In Borsa schlug ich mein Zelt auf dem kleinsten Zeltplatz auf, den ich jemals gesehen habe. Trotzdem gemütlich und ein sehr netter Empfang. Nur stehen die Zelte dicht an dicht und ein holländisches Pärchen beschallt den Platz mit der „Musik“ einer jammernden Art Mireille Mathieu Hollands.

Widerlich!

Da gehe ich doch lieber erst mal in den Ort was essen. Insgesamt hatten mich schon die letzten Orte, ebenso wie dieser, vom Aussehen und den Menschen an Orte in Peru erinnert. Das selbe Chaos aus Reklametafeln und halb fertigen oder verfallenen, aber auch sehr schönen, Häusern sowie massenhaft Schlaglöchern in der Straße. Mindestens genau so laut und eine merkwürdige Mischung aus grau und bunt. Jetzt bin ich wohl doch endlich in Rumänien angekommen?

Videos des Tages:

Ach ja. Es ist Freitag und hier wird wie wild geheiratet. Ein Brautzug nach dem andren.

–Diese Nachricht wurde von meinem Android-Mobiltelefon mit K-@ Mail gesendet.

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